Das Bild vom Yoga, wie es sich im Westen entwickelt hat, wurde in erster Linie vom Hatha-Yoga geprägt, der seines philosophischen und ethischen Hintergrundes entkleidet, als System von Körper und Atemübungen Verbreitung fand. In den Augen vieler Menschen erscheint Yoga als orientalische Gymnastik, als ein System seltsamer Körperverrenkungen und Atemtechniken, deren Hauptziel in der Wiedererlangung bzw. Verbesserung von Gesundheit und Entspannungsfähigkeit liegt. Entsprechend ist das Interesse derjenigen, die anfangen, Yoga zu praktizieren, vornehmlich auf die Gesunderhaltung des Körpers, die Verbesserung der Entspannungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie und die Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens gerichtet.
Die Gesunderhaltung des Körpers, Entspannungs- und Konzentrationsfähigkeit sind wichtige Aspekte des Yoga, aber nur Teilbereiche, bzw. Voraussetzungen für den weiteren Fortschritt auf dem Yoga-Pfad. Das Wort Yoga das von dem Wortstamm Yuj abgeleitet wird, bedeutet soviel wie anschirren oder anjochen, d.h. Yoga zielt auf Verbundenheit oder Einheit mit einem höheren Bewusstsein ab. Yoga ist demnach eine Methode oder ein Weg, auf dem die Einswerdung des Individuums mit jener höheren Bewusstseinskraft, mit der Ganzheit, Schöpfung oder dem Göttlichen (dessen Teil der Einzelne ist) angestrebt wird.
Die Praxis des Hatha-Yoga setzt vornehmlich auf der Körperebene an. Hauptbestandteil der Arbeit sind Asana (Körperstellungen) und Pranayama (Atemübungen, Atembeherrschung): Das Ziel der Übungspraxis besteht, darin, über die Kontrolle der physischen Funktionen und Vitalkräfte zur Erkenntnis seiner wahren Natur zu gelangen.